nippon.
in meiner jugend gab es dieses buch, «die letzten kinder von schewenborn.» ich hab es verschlungen, damals, und geweint, als die kleine schwester vom vater umgebracht wird, als die mutter starb, überhaupt, alle diese kinder und erwachsenen, die sterben müssen wegen dieser atomaren katastrophe, von der man eigentlich nie richtig herausfindet, was genau es wirklich war. für meinen kleinen geist damals war es jedenfalls die hölle, und man betete selbstverständlich, dass man solches nie erleben würde.
dann passierte tschernobyl und kurz darauf schweizerhalle und die katastrophe war irgendwie auch bei uns. wie ich schon im letzten post und schon viel früher und andernorts erwähnte: was mir blieb, war dieser geschmack der kondensmilch, die ich natürlich nie mehr trinken konnte seither. mir wird schon fast übel, wenn ich die nur von weitem sehe. und, wie auch schon erwähnt: früchte und gemüse aus bio und region waren für eine ganze weile nicht auf dem speiseplan.
die nächste katastrophe, an die ich mich erinnere, so richtig bewusst, war der flugzeugabsturz der md-11 bei halifax. nicht dass es dazwischen nicht auch anderes gab, es hat sich mir nur nicht so vieles eingebrannt. es gab ein paar ganz schlimme attentate in israel, von denen eines kurz vor meinem mehrmonatigen aufenthalt dort geschah; überhaupt, in israel war die gefahr ein dauernder begleiter, selbst beim relativ kurzen weg an den strand.
dann begann ich zu arbeiten, und katastrophen, die kleinen und die grossen, gehörten einfach dazu. saxetbach, 9/11, überlingen, irak-krieg, erfurt, der lehrermörder, grounding, was weiss ich: es war einfach mein job, dabei zu bleiben, wenn nötig, rund um die uhr. ich habe es gern gemacht, es war ja auch mein job. es war auch interessant, das grounding zum beispiel, wie sich das entwickelt hat von null auf 100 in wenigen stunden.
beim tsunami in asien war ich auf hawaii. es ging eine weile, bis ich realisierte, was genau da passiert war. nach zwei tagen cnn und im meer treibenden leichen hatte ich genug. ich war in den ferien und genoss die freiheit, mich davon abzuwenden. nicht dass mir das alles egal gewesen wäre, aber ich musste nicht mehr jedes detail mit erleben.
später hatte ich andere jobs, die nicht mehr pausenlose informationsinhalation erforderten. die welt, in der sich die für mich relevanten dramen abspielen, wurde kleiner, und ich begann, den ersten bund der zeitung zu ignorieren und die tagesschau sowie die andere sendung auszulassen. das ist bis heute so geblieben.
es tönt nach ignoranz, jetzt, und bis zu einem teil ist es das auch. aber wir haben schon oft gespendet; man kann mir also zumindest nicht egoismus vorwerfen. aber: auch jetzt muss ich nicht mehr jedes detail wissen. was mich am allermeisten nervt, und das war schon früher so, ist, dass jeder was anderes erzählt.
ich persönlich verstehe nix von chemie und physik, und wem soll ich glauben? dem, der mir sagt, es sei alles nur halb so schlimm oder dem, der sagt, es ist der super-gau? und was alles hat das für mein leben für auswirkungen? kondensmilch? gemüse aus der dose? jetzt ein lager anlegen, mit zeug, das noch nicht verstrahlt ist? was bringt es mir? sind die mengen hier überhaupt gesundheitsrelevant?
natürlich, mir tun die armen menschen da drüben leid. aber damit reicht es mir auch schon an infos. einmal lesen, dass ein knabe von den fluten mitgerissen wurde und eine alte frau von einem hausdach erschlagen, das reicht. ich muss es auch nicht zusätzlich auf englisch und französisch und italienisch lesen. es tut mir weh, so was zu lesen, und darum ist mein devise: manchal ist nichtwissen auch ok.
und, seien wir ehrlich: spätestens in ein paar tagen ist die unterwäsche der nachbarn und das schlechte benehmen ihrer kinder wieder interessanter. wir nerven uns wieder über die kleinen katastrophen im alltag; dass der zug nicht pünktlich fährt und der vor uns noch bei orange aufs gas geht, nachdem er davor geschlichen ist.
oder besser: hoffen wir, dass es so sein wird. wird es anders sein, können wir es eh nicht beeinflussen, und die situation ist eine komplett andere. bis dahin zieh ich mich von den nachrichten zurück.
dann passierte tschernobyl und kurz darauf schweizerhalle und die katastrophe war irgendwie auch bei uns. wie ich schon im letzten post und schon viel früher und andernorts erwähnte: was mir blieb, war dieser geschmack der kondensmilch, die ich natürlich nie mehr trinken konnte seither. mir wird schon fast übel, wenn ich die nur von weitem sehe. und, wie auch schon erwähnt: früchte und gemüse aus bio und region waren für eine ganze weile nicht auf dem speiseplan.
die nächste katastrophe, an die ich mich erinnere, so richtig bewusst, war der flugzeugabsturz der md-11 bei halifax. nicht dass es dazwischen nicht auch anderes gab, es hat sich mir nur nicht so vieles eingebrannt. es gab ein paar ganz schlimme attentate in israel, von denen eines kurz vor meinem mehrmonatigen aufenthalt dort geschah; überhaupt, in israel war die gefahr ein dauernder begleiter, selbst beim relativ kurzen weg an den strand.
dann begann ich zu arbeiten, und katastrophen, die kleinen und die grossen, gehörten einfach dazu. saxetbach, 9/11, überlingen, irak-krieg, erfurt, der lehrermörder, grounding, was weiss ich: es war einfach mein job, dabei zu bleiben, wenn nötig, rund um die uhr. ich habe es gern gemacht, es war ja auch mein job. es war auch interessant, das grounding zum beispiel, wie sich das entwickelt hat von null auf 100 in wenigen stunden.
beim tsunami in asien war ich auf hawaii. es ging eine weile, bis ich realisierte, was genau da passiert war. nach zwei tagen cnn und im meer treibenden leichen hatte ich genug. ich war in den ferien und genoss die freiheit, mich davon abzuwenden. nicht dass mir das alles egal gewesen wäre, aber ich musste nicht mehr jedes detail mit erleben.
später hatte ich andere jobs, die nicht mehr pausenlose informationsinhalation erforderten. die welt, in der sich die für mich relevanten dramen abspielen, wurde kleiner, und ich begann, den ersten bund der zeitung zu ignorieren und die tagesschau sowie die andere sendung auszulassen. das ist bis heute so geblieben.
es tönt nach ignoranz, jetzt, und bis zu einem teil ist es das auch. aber wir haben schon oft gespendet; man kann mir also zumindest nicht egoismus vorwerfen. aber: auch jetzt muss ich nicht mehr jedes detail wissen. was mich am allermeisten nervt, und das war schon früher so, ist, dass jeder was anderes erzählt.
ich persönlich verstehe nix von chemie und physik, und wem soll ich glauben? dem, der mir sagt, es sei alles nur halb so schlimm oder dem, der sagt, es ist der super-gau? und was alles hat das für mein leben für auswirkungen? kondensmilch? gemüse aus der dose? jetzt ein lager anlegen, mit zeug, das noch nicht verstrahlt ist? was bringt es mir? sind die mengen hier überhaupt gesundheitsrelevant?
natürlich, mir tun die armen menschen da drüben leid. aber damit reicht es mir auch schon an infos. einmal lesen, dass ein knabe von den fluten mitgerissen wurde und eine alte frau von einem hausdach erschlagen, das reicht. ich muss es auch nicht zusätzlich auf englisch und französisch und italienisch lesen. es tut mir weh, so was zu lesen, und darum ist mein devise: manchal ist nichtwissen auch ok.
und, seien wir ehrlich: spätestens in ein paar tagen ist die unterwäsche der nachbarn und das schlechte benehmen ihrer kinder wieder interessanter. wir nerven uns wieder über die kleinen katastrophen im alltag; dass der zug nicht pünktlich fährt und der vor uns noch bei orange aufs gas geht, nachdem er davor geschlichen ist.
oder besser: hoffen wir, dass es so sein wird. wird es anders sein, können wir es eh nicht beeinflussen, und die situation ist eine komplett andere. bis dahin zieh ich mich von den nachrichten zurück.
rage - 12. Mär, 20:29