Donnerstag, 8. Juli 2010

letzte nacht in twisted river.

john irving hat ein neues buch geschrieben, und als ich die englische fassung zufällig einmal gesehen habe, dachte ich: oh, gott, nicht so ein dickes, nicht schon wieder. das letzte, «bis ich dich finde», konnte ich nicht lesen. keine ahnung warum. dann hab ich den irving wieder vergessen bis ich eine rezension las und nicht drumherum kam, das buch zu kaufen. ich liebe irving, von ganzem herzen. und wenn ich es schon nicht lese, dann muss ich es doch haben. (meine tante übrigens outete sich auch als irving-fan. aber wir haben ganz andere präferenzen. ich weiss bis heute nicht, was die menschen an owen meany und zirkuskind finden.)

«letzte nacht in twisted river» handelt von daniel biacagalupo und seinem vater dominic, einem koch. zusammen mit ihrem freund ketchum leben sie in twisted river in, glaube ich, new hampshire, wo die baumstämme in den sechzigerjahren noch nach alter väter sitte gerodet und den fluss hinunter geschwemmt werden. ketchum ist flösser. (ich liebe dieses wort. flösser. man kann sich bei der lektüre exakt vorstellen, was der macht.)

daniel ist zwölf, als er aus versehen eine frau umbringt, die er für einen bären in seines vaters zimmer hält. es war, so stellt es sich heraus, die geliebte seines vaters, und sie stirbt quasi im angesicht der lust. dummerweise ist die geliebte seines vaters die freundin des dorfpolizisten, und deshalb flüchten daniel und dominic noch in der selben nacht.

das leben von daniel, der ein angesehener schriftsteller wird, und dominic ist von diesem zeitpunkt an eine einzige flucht. sie halten den kontakt zu ketchum, der ihnen immer wieder bescheid gibt, wenn sie flüchten müssen - bis zum unweigerlichen showdown. da ist daniel 63. es gibt dazwischen, natürlich, noch ein paar schicksalsschläge zu überstehen, und am schluss ist daniel der einzige, der überlebt hat.

soviel zur geschichte. ich war nicht von anfang an mittendrin, und ich dachte schon, ich muss es fast ungelesen wieder wegstellen. doch dann, in siena, hatte ich massig zeit zum lesen und plötzlich liess es mich nicht mehr los. mir scheint aber trotz allem, dass daniel biacagalupo seltsam blass bleibt. es ist im prinzip eine geschichte über ketchum, die in vielen kleinen einblendungen immer wieder erzählt wird. was er zu was sagt, was er macht, was er denkt - bis sich daniel, nach ketchums tod, sogar die kühlschrankwand mit sprüchen verklebt, die ketchum zum aktuellen politischen geschehen – es ist zu diesem zeitpunkt nach den anschlägen vom 11. september 2001 – gesagt haben könnte. er wächst einem ans herz, dieser flösser, und man weint fast um seine eigenen eltern, als er stirbt.

ob ich es empfehlen kann? ich weiss es schlicht nicht.

rage.

reloaded.

tomatenfaen

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