an sie und ihn. darum.

ihr wollt was über mich wissen. hier: ich werde bald 30, lebe in einer beziehung, unser erstes kind ist unterwegs. es soll ende november zur welt kommen. wir freuen uns beide sehr und glauben, dass wir den rest unseres lebens zusammen bleiben werden und wissen doch, dass es diese garantie nicht gibt. wir sind nicht verheiratet und wollen das im moment auch gar nicht.

wenn ich nachts nicht durch harndran geweckt werde, ist mein grösstes problem derzeit, dass ich wegen meiner mutterschaft meinen job verliere und mich deswegen doch einige existenzängste plagen. mal mehr, mal weniger, grundsätzlich glaube ich, dass es zu schaffen ist. ich stehe nicht zum ersten mal an diesem punkt, nur dass ich früher alleine damit leben musste/konnte. meine verbitterung deswegen gegenüber meinem scheff ist im moment riesig.

meine eltern waren ebenfalls nie verheiratet. sie trennten sich, als ich zwei jahre alt war, und reden bis heute kein wort mehr miteinander. ich selbst hab meinen vater kennen gelernt, als ich 19 jahre alt war. wir haben heute ein kumpelhaft-freundschaftliches verhältnis. die tatsache, dass sie nicht mehr miteinander reden, schafft einige logistische probleme. wie schaffe ich meine mutter an meinem vater vorbei und umgekehrt, wenn ich mit ihrem frisch geschlüpften enkelkind im spital liege? ausserdem kann ich meinen vater, sollte ich jemals heiraten, nicht an die hochzeit einladen, weil meine ganze familie mütterlicherseits ebenfalls nichts mehr mit ihm zu tun haben will. probleme also, die mit mir nichts zu tun haben und für die ich doch gerade stehen muss. soweit meine persönlichen erfahrungen mit auseinanderbrechenden familien.

es ist nicht meine erste beziehung. ich habe schon betrogen und wurde schon betrogen. ich wurde schon verlassen und habe schon verlassen. es tut weh, sowohl das hintergehen als auch das hintergangen werden. ich habe schon tagelang weinend zu hause gesessen und mich gefragt, was er wohl mit dem wort sagen wollte. dass er wohl das und das gemeint haben muss, weil wenn er es so und so gesagt hätte, dann hätte es das und das geheissen.

meine persönliche konklusion - und die zwinge ich niemandem auf - ist: es bringt nichts. die gedankengänge werden unkontrollierbar, man schustert sich seine eigene wahrheit zusammen, und wenn es zur konfrontation kommt, hat der andere keine ahnung, um was es geht, weil er es selbst nicht für wichtig hielt. umgekehrt bin ich auch schon mit der situation konfrontiert worden. und ich mag mich nicht für sätze, fragmente oder taten rechtfertigen, die dann aus dem zusammenhang gerissen werden und dann eine ganz andere bedeutung bekommen, als ich eigentlich wollte, weil ich mir nichts dabei dachte oder weil es nur eine momentaufnahme war, die schon verarbeitet wurde oder was weiss ich.

das alles hat nichts mit dem schmerz zu tun, seine kinder in den armen eines anderen mannes zu sehen. das würd ich wohl im ersten moment auch nicht verkraften. und wie ich in einer solchen situation reagieren würde, weiss ich auch nicht. weil, wie ihr durchaus richtig bemerktet: bisher waren bei mir keine kinder im spiel. dann mit tränen in den augen durch die stadt laufen, finde ich aber ganz und gar nicht peinlich.

noch was anderes: ich bin niemandem etwas schuldig. und niemand ist mir was schuldig. weder jene, die ich verlassen habe, noch jene, von denen ich verlassen wurde. das fing gleich am tag eins danach an und ist bis heute so geblieben, auch wenn der lernprozess bis zu diesem schritt mal kürzer, mal länger dauerte.

das glück, dass ich heute habe, purzelte mir eine woche nach dem auszug bei meinem exfreund buchstäblich ins haus. und ich wäre so was von doof gewesen, hätte ich dieses glück aus schuldgefühlen gegenüber meinem exfreund, rücksicht auf seine noch unverarbeiteten gefühle oder sonst was in der richtung wieder gehen lassen, auch wenn es für alle beteiligten nicht immer einfach war. ich glaube nicht, dass mich das zu einem schlechteren menschen macht. und auch nicht zu einer gefühllosen egoistin/idiotin.

und jetzt soll mir keiner sagen, er hätte - ob mit oder ohne kinder - noch nie so was erlebt.