langsam werde ich mürbe. ich versuche, standhaft zu bleiben, aber es gelingt mir nicht immer. ich finde wahnsinnig, welche informations-tsunamis wir über uns ergehen lassen müssen. ja, ich stelle das in frage. ich fand es schon auf hawaii fragwürdig: 1000 mal die gleiche leiche, die auf cnn im meer trieb. ich seh sie noch vor mir: sie lag auf dem bauch, die leichenstarre hatte schon eingesetzt, und man hätte sie genauso gut für eine schaufensterpuppe halten können. was vielleicht auch der grund war, weshalb cnn das zeigte: es schien, im vergleich zu allem anderen, relativ harmlos. auf hawaii ging ich übrigens mit japanern zur schule, und ja, ich hab mich schon gefragt, ob es ihnen gut geht. keiner von ihnen wurde mein facebook-freund, was wohl auch an der schriftzeichen-barriere liegt, weshalb ich keine ahnung von ihrem schicksal habe.
ich verfolge die schlagzeilen noch immer, sehr selektiv, aber es ermüdet mich langsam. von der kollektiven lähmung, die über allem liegt, spüre ich nichts, mich lähmt mein husten, mein schüttelfrost und die deadline fürs arbeiten. ich sehe keinen grund, zu spenden, und keinen, ein kind für ferien bei uns aufzunehmen – irgendwie wäre das ein verhältnisblödsinn im sinne von: lange reise, kurze ferien – auch das kann umwelttechnisch nicht aufgehen.
ich kann nicht mal sagen, warum das so ist. ich bin mir am überlegen, ob wir ökostrom besorgen sollen und ob es doch besser wäre, ein hybrid-auto zu kaufen. ansonsten wird der müll weiterhin getrennt und bei akw-abstimmungen werde ich weiterhin gegen alles sein, was akw heisst, das wurde mir schon als kind eingeimpft, ohne das dogmatismus dahinter gewesen wäre – meine eltern hatten wohl schon damals angst vor «der wolke». nein, die kollektive ergriffenheit will mich nicht übermannen, sorry. und da steckt weder zynismus noch verhöhnung dahinter. ich bin einfach: müde.
dagegen geht mir das ungeklärte schicksal der zwillinge sehr nahe. und auf hawaii übrigens hab ich mir als gegenpol ein buch aus dem time-magazine-verlag gekauft: last letters home, von soldaten aus dem irak, die gestorben sind. auch das fand ich ganz schlimm, ebenso wie das schicksal von pat tilman, der auf den feldern der ehre gestorben ist. am tsunami übrigens erschütterte mich jahre später die geschichte von diesen zwei semi- oder ganzpromis, deren namen mir grad nicht einfallen wollen, die beide beim tsunami ihre ganze familie verloren haben. wie sie ihren mann gefunden hatte, mit den jungs in je einem arm – das brachte mich zum heulen. und wie sie später zusammenfanden und nochmals von vorne anfingen. so etwas berührt mich. und nicht die immer gleiche welle aus perspektive 25, die einem zehn jahre später als «neu» und «schockierend» präsentiert werden.
edit: was übrigens doch eingetreten ist: mich interessieren celebrity-news, sonst willkommene abwechslung, nicht die bohne. das find ich dann doch zuviel. wer wann zuviel fleisch gezeigt und gezeugt hat – i don't care. wobei diese kurve bei mir schon seit jahren nach unten zeigt.
edit II: «mami», sagte mir mein sohn gestern im bus: «ich bin ganz traurig.» warum? «weil ich nicht weiss, ob es ägypten wirklich gibt.»
hier: zwei kranke kiz am start. das eine mit tempi, das andere kann nicht mehr reden. der vorteil an einem kind, das nicht reden kann: es brüllt weniger rum, man selbst auch weniger, und so sind alle den ganzen tag entspannt.
ausser, es wird wieder eine sauordnung gemacht, kurz bevor die putzfrau kommen soll. dann ist es vorbei mit contenance. aber die putzfrau, die ist super. noch besser ist, dass wir nicht mehr selbst putzen müssen. wir eignen uns einfach nicht dazu, punkt, aus, fertig. und: wir sind auch am wochenende oft unterwegs oder haben besuch, da reicht die zeit einfach nicht auch noch. :-) blöde ausrede. aber wir haben jetzt ein jahr lang wenn wir zeit hatten am samstag grossreinemachen veranstaltet. war cool, aber jetzt reichts. und in ein sauber geputztes haus zu kommen, das ist einfach super.
nächste woche bekommt der bollo sein erstes schwimm-abzeichen: den krebs. es ist noch nicht klar, ob er auch teilnimmt, weil sein bester freund seine geburi-party feiert. aber die lehrerin meinte, dann gäbe es das abzeichen halt das nächste mal, denn noch ist er noch weiter als die anderen, und bis er richtig schwimmt braucht es gar nicht mehr so viel. ich muss immer lachen, wenn mir jemand sagt: ach ja, wasserangewöhnung. dann sag ich: das kind ist ein seebub. der ging ab halbjährig auch bei wellengang aufs floss. der ging im april bei 12 grad schon in den see. kann man sich hier irgendwie nicht vorstellen, diese verhältnisse. :-))
meine mutter ging einst gegen das akw kaiseraugst auf die strasse. war damals so üblich. natürlich waren wir nie für akws in der familie, aber den strom, den nahmen wir natürlich gern. wobei bei uns stromsparen gross geschrieben wurde. war in jedem zimmer licht und es war niemand drin, schimpfte mein stiefvater von einem christbaum. nein, das ging gar nicht. restwärme nutzen, licht löschen, sicherungen ausschalten – all das gehörte zum alltag wie die mülltrennung. ein auto gab es auch nicht, warum, weiss ich allerdings auch nicht. grüne gründe gab es hierfür wohl keine, es spielte wohl eher der preis für fahrstunden eine rolle.
was mich jetzt aber nervt, sind all diejenigen, die urplötzlich gegen akws sind. die bei abstimmungen ja gestimmt haben, weil eine gefahr, die droht in der schweiz ja, wenn überhaupt, nur aus der luft. falls ein flugzeug in einen kühlturm stürzt. ich weiss nicht, ob solches jemals vorkam. spielt auch keine rolle. aber das war so die preislage der gefährdung, der wir uns in der schweiz gegenüber sahen.
meine lieben neo-akw-gegner: kommt wieder auf den teppich. es ist schön, dass ihr plötzlich auf den geschmack gekommen seid, ich begrüsse das sehr. besser wäre gewesen, ihr wärt schon immer gegen akws gewesen. die sache hat einen kleinen haken, den alle akw-ja-stimmer und nicht-gegner zusammen verursacht haben: der strom, den wir täglich brauchen, der kommt irgendwo her. zumeist in teilen aus einem akw. wenn wir jetzt alle plötzlich bio-strom bestellen, wird das system wohl kollabieren.
also. bevor wir alle abstellen! schreien, was ja eine gute sache wäre, müssen wir uns ernsthaft damit befassen, wo der strom, den wir brauchen, herkommen soll. ob wir bereit sind, uns auch mal selbst an der nase zu nehmen und den verbrauch einschränken. ob wir bereit sind, mehr zu bezahlen, weil bio-strom teurer ist. ob wir bereit sind, den anblick von windmühlen in windigen gegenden zu ertragen, ob es ok ist, wenn es ein oder zwei wasserwehre mehr gibt, die strom produzieren könnten, auch wenn es bedeuten würde, dass man zum beispiel – ein sehr fiktives beispiel – am letten nicht mehr baden könnte.
darum würd ich sagen: befassen wir uns einmal mit den folgen. den wirklichen. einfach in frankreich bestellen, ist schrott, weil die akws, die dort produzieren, schicken ihre wolken auch zu uns. das wäre also keine lösung. warten wirs ab, was die politik zu bieten hat, und dann hören wir mal zu. und vielleicht kommt der tag, wo leibstadt, beznau undsoweiter einfach vom netz genommen werden. schön wäre es. aber dazu muss jeder beitragen.
in meiner jugend gab es dieses buch, «die letzten kinder von schewenborn.» ich hab es verschlungen, damals, und geweint, als die kleine schwester vom vater umgebracht wird, als die mutter starb, überhaupt, alle diese kinder und erwachsenen, die sterben müssen wegen dieser atomaren katastrophe, von der man eigentlich nie richtig herausfindet, was genau es wirklich war. für meinen kleinen geist damals war es jedenfalls die hölle, und man betete selbstverständlich, dass man solches nie erleben würde.
dann passierte tschernobyl und kurz darauf schweizerhalle und die katastrophe war irgendwie auch bei uns. wie ich schon im letzten post und schon viel früher und andernorts erwähnte: was mir blieb, war dieser geschmack der kondensmilch, die ich natürlich nie mehr trinken konnte seither. mir wird schon fast übel, wenn ich die nur von weitem sehe. und, wie auch schon erwähnt: früchte und gemüse aus bio und region waren für eine ganze weile nicht auf dem speiseplan.
die nächste katastrophe, an die ich mich erinnere, so richtig bewusst, war der flugzeugabsturz der md-11 bei halifax. nicht dass es dazwischen nicht auch anderes gab, es hat sich mir nur nicht so vieles eingebrannt. es gab ein paar ganz schlimme attentate in israel, von denen eines kurz vor meinem mehrmonatigen aufenthalt dort geschah; überhaupt, in israel war die gefahr ein dauernder begleiter, selbst beim relativ kurzen weg an den strand.
dann begann ich zu arbeiten, und katastrophen, die kleinen und die grossen, gehörten einfach dazu. saxetbach, 9/11, überlingen, irak-krieg, erfurt, der lehrermörder, grounding, was weiss ich: es war einfach mein job, dabei zu bleiben, wenn nötig, rund um die uhr. ich habe es gern gemacht, es war ja auch mein job. es war auch interessant, das grounding zum beispiel, wie sich das entwickelt hat von null auf 100 in wenigen stunden.
beim tsunami in asien war ich auf hawaii. es ging eine weile, bis ich realisierte, was genau da passiert war. nach zwei tagen cnn und im meer treibenden leichen hatte ich genug. ich war in den ferien und genoss die freiheit, mich davon abzuwenden. nicht dass mir das alles egal gewesen wäre, aber ich musste nicht mehr jedes detail mit erleben.
später hatte ich andere jobs, die nicht mehr pausenlose informationsinhalation erforderten. die welt, in der sich die für mich relevanten dramen abspielen, wurde kleiner, und ich begann, den ersten bund der zeitung zu ignorieren und die tagesschau sowie die andere sendung auszulassen. das ist bis heute so geblieben.
es tönt nach ignoranz, jetzt, und bis zu einem teil ist es das auch. aber wir haben schon oft gespendet; man kann mir also zumindest nicht egoismus vorwerfen. aber: auch jetzt muss ich nicht mehr jedes detail wissen. was mich am allermeisten nervt, und das war schon früher so, ist, dass jeder was anderes erzählt.
ich persönlich verstehe nix von chemie und physik, und wem soll ich glauben? dem, der mir sagt, es sei alles nur halb so schlimm oder dem, der sagt, es ist der super-gau? und was alles hat das für mein leben für auswirkungen? kondensmilch? gemüse aus der dose? jetzt ein lager anlegen, mit zeug, das noch nicht verstrahlt ist? was bringt es mir? sind die mengen hier überhaupt gesundheitsrelevant?
natürlich, mir tun die armen menschen da drüben leid. aber damit reicht es mir auch schon an infos. einmal lesen, dass ein knabe von den fluten mitgerissen wurde und eine alte frau von einem hausdach erschlagen, das reicht. ich muss es auch nicht zusätzlich auf englisch und französisch und italienisch lesen. es tut mir weh, so was zu lesen, und darum ist mein devise: manchal ist nichtwissen auch ok.
und, seien wir ehrlich: spätestens in ein paar tagen ist die unterwäsche der nachbarn und das schlechte benehmen ihrer kinder wieder interessanter. wir nerven uns wieder über die kleinen katastrophen im alltag; dass der zug nicht pünktlich fährt und der vor uns noch bei orange aufs gas geht, nachdem er davor geschlichen ist.
oder besser: hoffen wir, dass es so sein wird. wird es anders sein, können wir es eh nicht beeinflussen, und die situation ist eine komplett andere. bis dahin zieh ich mich von den nachrichten zurück.
auf der anderen seite jagt sich ein kernkraftwerk in die luft und man könnte denken, es wird nicht das einzige sein. die folgen davon überlege ich mir noch nicht und weigere mich auch, das zu lesen. als kind der schweizerhalle-katastrophe erinnere ich mich vor allem an eins: kondensmilch sucks. bleibt: abwarten.
wir hier haben andere probleme, nämlich: ein neues auto. nachdem sich auch der mann den sharan angesehen hat, bleibt ein schales gefühl zurück: es ist letztendlich trotz allem ein schwerer finanzieller brocken, den wir zu tragen hätten. ok, unsere finanzielle situation ist nicht mehr so schlecht wie noch vor zwei, drei jahren, aber man muss es doch nicht übertreiben – es könnten zu schnell wieder schlechtere zeiten kommen.
sie haben uns einen angeboten, der wäre ab sofort zu haben, nur: er hätte verdunkelte hinterscheiben und sitzheizung, und das sind zwei dinge, auf die wir jetzt echt verzichten können. aber es ist auch das, das dieses eine modell teuer macht. den sharan, den ich «zusammengestellt» habe ist eine stufe tiefer klassiert und hat als einzigen «luxus» die kindersitze integriert und eine stereo-anlage mit mp3-anschluss. das aber waren goodies, die man innerhalb einer 2500-franken-prämie einlösen konnte und das budget nicht tangieren. einziger nachteil: vier monate wartefrist.
beim besuch in der garage haben wir aber sowohl einen siebenplätzigen s-m-a-x als auch einen ga-laxy gesehen, die occasion ein jahr alt wären und auch von dieser garage verkauft werden – wohl ein erbe aus der alten zeit. nun, damit wäre ich auch zufrieden, hauptsache, nicht aus der original-ford-garage. der touran wäre auch eine option. darum kriegen wir jetzt vier offerten: einmal sharan, einmal touran, beides mal die low-version, und die beiden occasions-autos.
stay tuned. und: ich dachte nie, dass ein autokauf soviel energie absorbiert. beim letzten kauf war irgendwie klar: den ford focus. war im nachhinein eine schlechte wahl, weil ein familienauto ist das nicht. aber alles in allem kostete uns das einen nachmittag. und schon dieses auto war eine low-version. luxus lag uns damals und heute nicht – und zuviel bringt es meiner meinung nach auch nicht mit kiz. ein auto darf gebraucht werden; wir gehören nicht zu denen, die jeden samstag zum autowaschen fahren und brav staubsaugen.
es ist, was es ist, sagt die liebe, und als ich heute einen blick in den espace war, wusste ich: der ist es nicht. die dritte reihe jedes mal neu einfriemeln und irgendwo platz für die sitze machen in der garagen: nö. kommt nicht in frage.
der grand scenic ist nicht schlecht, aber letztendlich kostet er nur 2000 stutz weniger als der sharan. dann lieber den sharan, der hat dann trotz allem auch mit sieben ausgefahrenen sitzen mehr platz. aber mal schauen, heute nachmittag klärt es sich, ob wir überhaupt einen sharan bekommen in nützlicher frist, und dann schauen wir weiter.